[Interview] Mit Autor Kai Bliesener im Gespräch

Hallo Kai,

schön das du dir Zeit, für meine Fragen nimmst. Hab mich riesig gefreut, dich auf der Frankfurter Buchmesse beim Emons Verlag zu treffen.

Du bist in 1971 in Waiblingen geboren, in Fellbach aufgewachsen. Wie lange hast du in Fellbach gelebt?

Im Prinzip habe ich dort meine ganze Kindheit und Jugend verbracht, bis mir die Welt dort zu klein wurde, ähnlich, wie meiner Protagonistin JJ. Schwarz in meinem Krimi „WEIN. BERG. TOD.“ Mit dem Unterschied, dass JJ durch die Welt gereist ist und ich es nur bis München geschafft habe, wo ich damals unbedingt etwas mit Film machen wollte. Aber das ist das Schöne, wenn man Geschichten schreibt, man kann seinen Figuren diese verpassten Chancen einfach andichten.

Hast du schon früh, das Lesen für dich entdeckt?

Definitiv ja. Gelesen habe ich schon immer, eigentlich, seit ich denken kann. Die drei Fragezeichen und all so Zeug. Später habe ich dann die James-Bond-Romane von Ian Fleming verschlungen, später John Grisham und Stephen King entdeckt. Und heute lese ich querbeet. Alles, was mich interessiert, landet auf dem Bücherstapel der Bücher, die ich lesen will. Und der wächst stetig. Aber auch schon früh hat für mich die Lektüre der Tageszeitung dazugehört, die bei uns oder den Großeltern immer rumlag. Auch heute bin ich noch passionierter Zeitungsleser. Die morgendliche Lektüre gehört wie ein starker, schwarzer Kaffee zum Start in den Tag. Ohne, fehlt irgendwas.

Wie kamst du zum Schreiben?

Auch geschrieben habe ich schon immer. Von Filmkritiken für die Schülerzeitung über Kurzgeschichten. Meine besten Noten habe ich für meine Aufsätze bekommen. Die haben mich meist gerettet. Geschichte, Gemeinschaftskunde, Sport und Kunst, das waren meine Fächer.  Während alles Naturwissenschaftliche eine einzige Katastrophe war. Das hat sich auch in den Noten gezeigt. Aber da hab ich bis heute einen Knoten im Kopf. Ich bewundere Menschen, die so Zeug verstehen, bin aber froh, dass ich damit nicht allzuoft konfrontiert werde.

Gab es einen Schriftsteller oder Schriftstellerin, die du besonders gern gelesen hast oder immer noch liest?

Naja, der Geschmack und das Interesse haben sich natürlich verändert. John le Carre ist ein Autor, der mich schon ewig begleitet, einfach auch deshalb, weil ich ein Faible für Agentenstorys und die Zeit des Kalten Kriegs habe. Allerdings habe ich früher siche die elegante Sprache und die Vielschichtigkeit seiner Bücher nicht erkannt. Deshalb macht es große Freude, diesen Autor immer wieder zu lesen. Ken Follett habe ich schon früh gelesen und mache es auch heute hin und wieder. Aber ich habe mich auch schon immer wieder gerne an modernen Klassikern probiert. Dazu gehören Hermann Hesse genauso wie Max Frisch, Thomas, Klaus und Heinrich Mann oder Günter Grass. Und natürlich auch Erich Kästner. War es früher „Emil und die Detektive“, ist es heute eben sein grandioser Roman „Der Gang vor die Hunde“ (Fabian).

Das „Hotel Silber – Neue Zeit, Alte Schuld “ ist ein sehr intensiver Kriminalroman. Wann kam dir die Idee zum Buch?

Als ich im Hotel Silber war. Heute ist dort zum Glück ein Erinnerungsort mit Museum untergebracht, der an das Grauen erinnert, das in diesem Ort Menschen zugefügt worden ist. Eigentlich hätte dort ein weiteres Einkaufszentrum entstehen sollen. Läden dort, wo gefoltert und gemordet wurde. Ich bin froh, dass das durch das Engagement der Initiative Hotel Silber verhindert werden konnte. Tja, und als ich in der Ausstellung war, hat es mich gepackt und ich wusste, hier gibt es so viel Geschichte und so viele Schicksale und Geschichten, darüber muss ich erzählen.

Wo begann deine Recherche und wie lange hast du dafür benötigt?

Alles in allem hat es gut zwei Jahre gedauert, von der Initialzündung der Idee bis zum fertigen Manuskript. Und die Recherche begann dort, wo auch die Geschichte ihren Dreh- und Angelpunkt hat: im Hotel Silber.

Was muss man, bei einer Recherche zu einem Buch beachten?

Als Autor einer fiktionalen Geschichte hat man ja grundsätzlich viele Freiheiten. Erzählt man aber entlang realer Orte, Ereignisse oder Personen, sollte man schon genau und akribisch arbeiten. Ich hatte das Glück, dass sowohl von der Initiative Hotel Silber, dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg, dem Stadtarchiv und dem Archiv der Stuttgarter Zeitung alle auftauchenden Fragen beantwortet wurden und ich auch jede Menge Unterlagen bekommen habe oder einsehen konnte. Darunter auch Originalakten zu den Fällen, die in meinem Buch behandelt werden.

Gibt es Tipps, die du anderen Autorinnen und Autoren mitgeben kannst?

Gerade bei Romanen, die sich an historische Begebenheiten anlehnen, sollte der Rahmen und sollten wichtige Details stimmen. Also heißt das, viel lesen und eben eintauchen in die Zeit, über die man erzählt. Die Zeit des Kriegs und danach habe ich ja selbst nicht erlebt. Aber viele, die diese Zeit noch erleben mussten, haben mir nach der Lektüre bescheinigt, ich hätte das gut eingefangen und beschrieben. Und an Stellen, wo ich nichts finden konnte, habe ich bewusste Leerstellen gelassen. Zum Beispiel gibt es kaum Material zur Einrichtung der Büros im Hotel Silber zu der Zeit. Deshalb habe ich die Beschreibungen weitgehend ausgespart.

Dein Schreibstil nimmt einen für die Geschichte ein. Man spürt die Pein, aber auch das Hoffen und Bangen. Kann sich die Personen vorstellen. Sieht fast bildlich, wie es in den Räumen und in der Stadt aussah. Das ist großartig.

Danke. Das freut mich und ist ein riesiges Kompliment. Das ist natürlich der Wunsch eines Autors und das Ziel. Die Leser:innen sollen sich mit den Figuren identifizieren, mit ihnen leiden und fühlen, in der Geschichte aufgehen. Wenn das gelungen ist, ist das großartig und genau das, warum ich so gerne lese.

Wie war die Resonanz zum Buch?

Extrem positiv bisher. Es scheint, als hätte ich mit der Geschichte, die sich ja an die realen Fälle der Else Josenhans und ihrer Familie und dem von Samuel Danziger anlehnt, einen Triggerpunkt erwischt. Ich bekomme viele Reaktionen und Zuschriften von jungen und älteren Menschen, die völlig perplex sind, was damals hier geschehen ist. Der Effekt verstärkt sich, wenn jemand in der Gegend lebt oder sie kennt, an denen die Handlung spielt. Aber das eigentliche Grauen liegt ja darin, dass es ein Hotel Silber in vielen Städten gegeben hat.

Möchtest du noch weitere Bücher, die in der Nachkriegszeit spielen, schreiben?

Ja, es wird einen weiteren Band rund um das Hotel Silber geben. Dann sieht man weiter. Für weitere Bände würde es mehr als genügen Erzählstoff geben. Wobei ich gestehen muss, gar kein großer Anhänger von Serien zu sein. Mir geht es meist so, dass es auf mich nach dem dritten Band oder Staffel nur wie ein ewig neuer Aufguss wirkt. Anders vielleicht bei Wolfgang Schorlau, da er seinen „Ermittler Dengler“ immer mit aktuellen Themen konfrontiert. Oder Henning Mankells „Kommissar Wallander“. Hier haben sich wirklich auch die Figuren entwickelt und nicht nur stoisch neue Fälle gelöst. Ähnlich auch bei der Serie um Harry Bosch von Michael Connelly. Spannender als Serien finde ich, wenn Figuren immer wieder auftauchen, so wie es John le Carre mit seinem „George Smiley“ gemacht hat.

Neben deiner Presse und Öffentlichkeitsarbeit für das Theaterhaus Stuttgart, die dich sicher sehr einnimmt, wie sieht dein Schreiballtag aus?

Durch die Arbeit im Kulturbereich, habe ich das Glück und muss nicht um acht an einem Schreibtisch sitzen. Ich mache es trotzdem, aber eben daheim. Meist von spätestens sieben in der Früh bis in den Vormittag wird recherchiert, strukturiert und geschrieben. Einen festen Tagesablauf gibt es allerdings nicht.

Was brauchst du zum Ausgleich? Was hilft dir durchzuatmen? Aus dem Alltag zu flüchten, falls du das überhaupt musst.

Ein guter Filme, ein gutes Album oder Buch, Konzerte, Theater, Ausstellungen besuchen, das ist meine Ablenkung. Ansonsten Ruhe, Berge oder ein leckeres Essen und einen guten Wein. Aber auch Freunde treffen oder eine Wanderung. Das entspannt und inspiriert zugleich

Du machst Lesungen rund um Stuttgart. Wann kann man dir das nächste Mal lauschen?

Ab 13. Februar startet die Lesetour 2025 im Kulturhaus Schwanen in Waiblingen und die geht schon jetzt mit Terminen bis in den November. Dort begleitet mich auch wieder Michael Moravek mit seinen emotionalen Liedern, die so wunderbar zum Buch passen. Ein besonderer Abend, den man nicht verpassen sollte.

Vielen Dank für deine kostbare Zeit.

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Meine Rezension zu „Hotel Silber – Neue Zeit, Alte Schuld“ aus dem Emons Verlag:

Rezension-675-hotel-silber-neue-zeit-alte-schuld-von-kai-bliesener-aus-dem-emons-verlag/

[Rezension 677] „Wichtellogik und besondere Geschenke“ von Valerie le Fiery und Frank Böhm

Meine Meinung (Geschichte 1) :

Galapagos ist das Chefrentier sozusagen. Das Leittier und mag den dienstältesten Wichtel Grumpello, gar nicht. So scheint es zumindest. Grumpello grummelt auch etwas viel. Zieht Rin, Ran und Run zu Arbeiten her, obwohl Frau Claus ihm die Aufgbe übertragen hat.

Santa Claus ist krank und nun soll er alles vorbereiten.

Doch alles geht schief. Wer soll nun helfen. Gemeinsam nur können sie es schaffen.

Manchmal sollte man sich hinterfragen. Über den eigenen Schatten springen, hilft auch.

Mein Fazit:

Eine schöne Geschichte über Vorurteile, Missverständnisse und das Reden einiges zu lösen vermag, was verfahren zu sein scheint.

Meine Meinung (Geschichte 2):

Weihnachtsbesorgungen stehen an. Aber ohne einen ordentlichen Kaffee, wird das nichts. Der muss schon sein. Ein älterer Herr spricht ihn an. Er bittet um etwas. So nimmt die Geschichte ihren Lauf, denn der Mann ist zwar nicht mehr da, aber ein kleiner Junge der Hilfe braucht.

Thorsten hilft gerne, gerade weil ihm auffällt, wie schlecht es manchen Menschen geht. Er will Kai und seiner Mutter helfen. Das finde ich wirklich wunderschön. Sehr ergreifend. Er kauft mit Kai ein.

Überrascht auch am nächsten Tag, mit seinem ganz selbstlosen Tun. Manchmal braucht es ein Wunder. Mit oder ohne Zutun eines älteren Mannes.

Mein Fazit:

Selbstlos ist Thorsten, mit viel weihnachtlichem Wunder und Herz, hilft er. Wer der ältere Herr war, können wir nur mutmaßen, aber egal ob glauben oder nicht. Es ist genau das, was wir alle suchen. Dieses weihnachtliche Idyll. Möge es für uns alle solche Momente geben.

[Stuttgarter Buchwochen] „Die Stuttgarter Bücherrunde“

„Die Stuttgarter Bücherrunde“ mit Beate Hiller (mitte) vom „Buch im Süden“, Thomas Koch (rechts) von „Fliegende Bücher“ und Wolfgang Tischer (links) von „literaturcafe.de“.

Es ging um diese Bücher:

Birgit Poppe „Die Frau am Fenster“ aus dem Gmeiner Verlag

Dresden 1818. Caroline Bommer ist 24 Jahre alt, als sie den 20 Jahre älteren Caspar David Friedrich heiratet. Sie kennt den Maler bereits seit ihrer Kindheit, er war ein Freund der Familie, den sie stets bewundert hat. „Line“, wie Friedrich seine junge Frau zärtlich nennt, verändert das Leben des Junggesellen sehr, was auch Auswirkungen auf seine Kunst hat. Doch nach dem glücklichen Beginn ihrer Ehe, der für sie aufregenden Hochzeitsreise mit Besuch der Kreidefelsen auf Rügen und der Geburt ihrer Kinder, durchlebt Caroline auch leidvolle Zeiten.

Meinungen der Anwesenden:

Indira Begovic (krankheitsbedingt abwesend) ist  persönlich berührt. Identifiziert sich stark mit Caroline. Die mit einem weitaus älteren Mann verheiratet ist. Man lernt nicht nur den Künstler Caspar David Friedrich, sondern auch Caroline als starke Frau kennen. Ein beschauliches Buch.

Der Mann ist ein Stinkstiefel, den Frau und Kind nicht interessiert, wirft jemand ein.

Birgit Poppe ist eine Kunsthistorikerin und schreibt Sachbücher. Was man merkt, meint Frau Hiller.

Sich dem Mann zu unterwerfen, war Alltag. Es gibt Einblicke in das Leben. Ein unglückliches Ende inklusive.

Herr Tischer meint, dass er sich sprachlich nicht mitgenommen fühlt. Gefühle sind zu linear, werden behauptet. Nicht aber vom Leser gefühlt. Sehr behäbig geschrieben.

Nora Bossong „Reichskanzlerplatz“ aus dem Suhrkamp Verlag

»Ein furchtloser Roman über Mittäterschaft und darüber, wie aus dem kleinen Bösen das große Böse wächst. Kann man denn über das ›Dritte Reich‹ erzählen? Die Frage wird oft gestellt, nicht zu Unrecht. Nora Bossong beantwortet sie mit diesem großartigen Buch, indem sie es tut – vielschichtig, besonnen und erbarmungslos.« Daniel Kehlmann

Als Hans die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«. Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. Während Magda mit ihren Kindern bald in der Wochenschau auftritt, gerät Hans zunehmend in Gefahr. Ein Roman, der über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und eines Landes erzählt, der nicht unausweichlich war.

Nora Bossong zeichnet in ihrem neuen Roman das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und ihres jungen Liebhabers. Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.

Meinungen der Anwesenden:

Weiter geht’s mit dem Buch „Reichskanzlerplatz“ von Nora Bossong vorgestellt von Beate Hiller.
Aus Magda Quandt wird Magda Göbbels. Aus der Distanz wird erzählt. Hans hat  homosexuelle Tendenzen. Er ist ein  Mitläufer. Wird ins Grenzgebiet geschickt. Das Buch wurde schon kontrovers diskutiert.


Herr Tischer ist entsetzt. Unverständlich und unheilvoll findet er das Buch. Er versteht auch nicht, dass die Autorin es nötig hat. Sie erfindet eine Figur. Komponiert, ausgedacht.


Thomas Koch sagt, es ist ein fabelhaftes Buch, leicht queer. Aber die Geschichte kriecht in die Köpfe rein, das es schon unheimlich ist.

Jessica Lind „Kleine Monster“ aus dem Hanser Verlag Berlin

Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024
Ein soghafter Roman über die zerstörerische Kraft des Ungesagten. »Einzigartig und nervenzerfetzend.« Doris Knecht

Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.

Meinungen der Anwesenden:

Das Buch ist der Nachfolger von „Mama“. Vorgestellt wird das Buch von Herrn Tischer.
Es geht um Kinder, Eltern sein, Eltern werden.
In der Schule ist was vorgefallen. Die Mutter nimmt ihn daraufhin, aus der Schule. Wird aus der Whatsapp-Gruppe geworfen.
Was ist da passiert? Es gibt einen gewissen Sog, man will es wissen.
Da stellt sich die Frage, was vererben wir an die Kinder.


Herr Koch fand das Buch fabelhaft. Gleicht die Geschichte, mit seiner eigenen Vita ab. Er hat eine Adoptivschwester.


Frau Hiller meint dazu, Pia ist überzeichnet. Ab wann wird einem, das eigene Kind unheimlich? Die Frage stellt man sich unweigerlich.

Julie von Kessel „Die andern sind das weite Meer“ aus dem Eisele Verlag

„Leichtfüßig und unterhaltsam geschrieben. Ein abwechslungsreicher, berührender, aber auch aufbauender Roman über Familie, Zusammenhalt und Verantwortung.“ WDR2 Lesen

In ihrem neuen Roman erzählt Julie von Kessel von einer modernen Familie, in der jeder allein in seiner Krise steckt und niemand in der Lage ist, die Verantwortung für den anderen zu übernehmen. Bis ein Ereignis die Kinder zwingt, endlich erwachsen zu werden.

Familie Cramer droht die Zerreißprobe. Dabei waren sie einst eine Vorzeigefamilie. Ein erfolgreicher Diplomatenvater mit einer schönen Frau und drei wohlgeratenen Kindern. Erst Jahrzehnte später, Mutter Maria ist längst gestorben und die Kinder erwachsen, zeigen sich die Risse im Familienfundament. Und als der Patriarch in eine Demenz schlittert, drohen aus den Rissen einstürzende Wände zu werden.

Luka ist als Fernsehreporterin kaum je zu Hause, Tom mit der Leitung seiner psychiatrischen Klinik beschäftigt, und Elena steigert sich in ihre Jugendliebe hinein, weil sie vor einer unangenehmen Wahrheit die Augen verschließt.

In dem Glauben, von den anderen nicht verstanden zu werden, trägt jeder sein eigenes Päckchen – bis der Vater spurlos verschwindet.  

Meinungen der Anwesenden:
Thomas Koch hat das Buch von Juli von Kessel mitgebracht. „Die andern sind das weite Meer“ aus dem Eisele Verlag. Im Urlaub auf Sylt war er in der „Badebuchhandlung“ Die heißt wirklich so.
Vater Hans ist dement. Drei Kinder hat er.  Zwei Mädchen. Ein Junge. Der Junge ist schwul, ein Mädchen hat Erfolg, ein Mädchen nicht so. Jedes Kind ist mit seinem Selbst beschäftigt.
Herr Koch hat recherchiert und nachgefragt, ob das wirklich so war und das stimmt, so wie es beschrieben ist.

Frau Hiller sagt es sei zu vorhersehbar. Es hat sie nicht berührt, war ihr zu wenig.


Wolfgang Tischer sagt das Cover ist nicht schön, auch nicht inspirierend. Der Titel ist nicht so ansprechend. Jeder hat einen Tod zu verantworten.

Natürlich gab es auch noch Weihnachtstipps:

Gotelli/Richter/Trigg „XMAS – Das Weihnachtsbuch“ aus dem Midas Verlag

Sally Rooney „Intermezzo“ aus dem Claassen Verlag

Annette Kehnel „Die sieben Todsünden“ aus dem Rowohlt Verlag

Judith W. Taschler „Nur nachts ist es hell“ aus dem Zsolnay Verlag

Es waren Bücher dabei, die ich wahrscheinlich nie wahrgenommen hätte ohne diese Veranstaltung. Danke dafür.

Adresse:

Haus der Wirtschaft

Willi-Bleicher-Str. 19

70174 Stuttgart

Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Öffnungszeiten:
Mo – So:  11.00 – 19.30 Uhr

Tageskarte:
regulär 3 €
ermäßigt 1,50 €

Dauerkarte:
regulär 8 €
ermäßigt 4 €


Kinder bis einschließlich 14 Jahren und Schulklassen haben generell freien Eintritt.

Ermäßigung beim Eintritt in die Ausstellung erhalten: Schüler*innen, Student*innen, Rentner*innen, Menschen mit Einschränkungen und Inhaber*innen der Bonuscard.

„Die Stuttgarter Buchwochen“ vom 14. November – 01. Dezember 2024

Heute besuchte ich die Stuttgarter Buchwochen. Es war so aufregend, denn ich war noch nie dort. Obwohl ich zu meiner Schande gestehen muss, in derselben Stadt zu wohnen. Nach dem heutigen Besuch, wird sich dies aber absolut ändern. Natürlich musste ich erst suchen und freute mich im 2. Stock endlich auf eine riesige Auswahl Bücher zu treffen.

Autor*innen, die bei den Buchwochen lesen. Unter anderem Jochen Till.

Bücher können Weichnachten….und wie!

Bücher können Italien

Der „Selfpublisher-Verband e.V.“ war auch vertreten.

Ein Schweizer Zimmer gibt es auch

Viele Menschen waren da, auch Kinder. Was mich freute. Die Empore war nämlich, fast gänzlich den Kinderbüchern gewidmet. Leseecken, Sitzecken und kleine Spiele luden zum Verweilen ein. Wunderbare Bücher in ganz verschiedenen Genres gab es zu besehen.

Autor*innen aus Baden-Württemberg

„Die drei ???“ dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Ein großes Augenmerk, wurde auf Autorinnen und Autoren die in Baden-Württemberg beheimatet sind, gelegt. Natürlich sah ich auch die Bücher von mehreren, mir persönlich bekannten Autorinnen und Autoren. Wie z.B. Petra Schier, Iny Lorentz, Petra Durst-Benning, Tessa Hansen, Jochen Till, Kai Bliesener, und Klaus-Peter Wolf.

Da gab es einen Jungen mit seiner Oma, die ihm in einer so liebevollen Art vorlas. Sie lachten über das Aussehen einer Figur im Buch. Leider konnte ich nicht sehen welches es war.

Aber genau das ist das Besondere. Zeit zu haben. Ohne Handy, Computer oder Fernseher. Neudeutsch heißt das „Quality Time“.

Eine schöne Sache in der heutigen Zeit.

Genüsslich schlenderte ich durch die Buchreihen. Besah mir die mir bekannten und unbekannten Verlage, machte Fotos und las in einigen Büchern.

Es hat sich so gut angefühlt, Zeit zu haben für die wundervollen Geschichten aus so verschiedenen Welten und Menschen.

Dieses Buch habe ich gekauft:

Schon allein der Klappentext, war ganz genau meins.

Eine Butterbrezel und einen Cappuccino später, war es Zeit zur Veranstaltung zu gehen. Davon erzähle ich aber in einem anderen Beitrag.

Mein Fazit:

Es ist eine tolle Messe, bei der man sich fühlt wie in einem großen Wohnzimmer voller wunderbarer Bücher.

Adresse:

Haus der Wirtschaft

Willi-Bleicher-Str. 19

70174 Stuttgart

Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Öffnungszeiten:
Mo – So:  11.00 – 19.30 Uhr

Tageskarte:
regulär 3 €
ermäßigt 1,50 €

Dauerkarte:
regulär 8 €
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Kinder bis einschließlich 14 Jahren und Schulklassen haben generell freien Eintritt.

Ermäßigung beim Eintritt in die Ausstellung erhalten: Schüler*innen, Student*innen, Rentner*innen, Menschen mit Einschränkungen und Inhaber*innen der Bonuscard.

[Rezension #676] „Das kleine Häwas“

Meine Meinung:

Wie ist das wenn man nicht verstanden wird. Immer nur „Häwas“ hört. Einem die Wörter nicht aus dem Mund kommen, wie man sie im Kopf hat. Geliebt von der Familie, wird er dennoch  immer trauriger.

Da gibt es nur eine, die helfen kann. Die „Zauberin der Worte“.Sie hilft, verurteilt nicht. „Häwas“ wird mutiger. Ab und an gibt es Rückschläge. Doch es gilt nicht aufzugeben. Dafür hat die „Zauberin der Worte“ gute Zaubersprüche parat.

Liebevolle Illustrationen, in warm gehaltenen Farben, begleiten die Geschichte. Man fühlt sich wohl. Man ist berührt von der Geschichte, vorallem, wenn man selbst ein Kind hatte, das nicht wirklich sprach. Schön das ein Buch auf kindliche Weise und sanft Aufklärung betreibt.

Mein Fazit:

Herzerwärmende Geschichte mit einem ernsten Hintergrund. Sprachentwicklungsstörungen, sind für die Menschen die es betrifft sehr belastend. Sich nicht äußern zu können, oder aus Scham sich nicht zu äußern wegen Angst ausgelacht zu werden.

Dieses Buch setzt bei den Kleinsten an. Mit hilfreichen Tipps für die Eltern. Ich finde es wunderbar.

Mit dem Kauf dieses Buches unterstützt man den Verein „Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.“

[Rezension #675] „Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind“ von Erhard Dietl aus dem Oetinger Verlag

Meine Meinung:
Das kleine Käuzchen weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Sein Baum wird gefällt und abtransportiert. Er soll zum Weihnachtsbaum werden. Ganz fest hält es sich am Baum. Denn er kennt doch nichts anderes. Als er entdeckt wird, meinen es die Menschen gut mit ihm. Zum Glück.

Wunderschöne Illustrationen von Andrea Stegmaier, begleiten das Käuzchen auf seiner Reise. Kinder können so viel entdecken. Sie lernen das man Tieren helfen soll, wenn sie in Not sind. Der Text passt großartig dazu. Nicht zu lang ist er, damit die Konzentration der Kinder bleibt.
Am Schluss gibt es noch Tipps, was man machen sollte, wenn man ein Wildtier findet. So hat das Buch auch noch einen Lerneffekt.

Mein Fazit:
Ein Käuzchen auf Reisen. Wird von Menschen aufgepäppelt und gut behandelt. Schöne Illustrationen und ansprechender Text. Mir tut nur leid, dss man seinen Baum gefällt hat. Das macht mich traurig.

[Rezension #674] „Hotel Silber – Neue Zeit, Alte Schuld von Kai Bliesener aus dem emons Verlag

Meine Meinung:
Vera und Johann Wallner wollen mit ihren Kindern aus Nazi-Deutschland fliehen. Im Schutz des alten Hauptbahnhofs, erwarten sie den Mann, der ihnen helfen soll. Doch was dann kommt, haben sie nicht erwartet. Sie werden verhaftet und ins Hotel Silber gebracht. Dort kommt man  lebend rein, aber meist nicht mehr lebend raus. Vera hat gleich das Gefühl, dass sie ihre Familie nie wieder sehen wird. Ein anderer Gefangener ist Paul Kramer. Der bei seiner Geliebten Hilde war, von ihrem Vater angeschwärzt, auch verhaftet wurde. So beginnt die Geschichte.

Es geht um die Auflösung von Fällen. Taten die in der Zeit geschahen, als Mord, Folter und braune Gesinnung an der Tagesordnung waren. Paul gefangen, gefoltert und liegen gelassen, als die Franzosen einmarschierten und die Amis die militärische Macht übernahmen. Bewirbt er sich bei der Polizei.

Er gerät zwischen die Fronten. Seine Kollegen beäugen ihn misstrauisch. Doch nicht alle. Plötzlich geht es um mehrere Morde. Es wird immer gefährlicher für Hilde, die er wieder getroffen hat, und ihn.
Sie wollen das was verborgen ist, ans Licht zerren. Taten aufdecken und Täter zur Rechenschaft ziehen. Beide wissen, dass es lange dauern kann, alle zu fassen. Doch sie sind bereit, für die Gerechtigkeit und Aufklärung alles zu geben.

Was für ein Kriminalroman. Es ist als ob man beim Lesen, durch die Stadt spaziert und sich den Trümmern, ausgemergelten dazu ängstlichen Menschen gegenüber sieht.
Fast jeden Tag laufe ich am „Hotel Silber“ vorbei. Erst durch die Lektüre des Buches, weiß ich um die schrecklichen Taten. Die Hintergründe sind großartig recherchiert.
Davor habe ich größten Respekt. Denn sich damit zu befassen, war sicher nicht leicht.

Intensiv habe ich die Situationen erlebt, die der Autor Kai Bliesener mit schriftstellerischem Geschick uns offenbart. Die damaligen Ereignisse, das Gefühl wie es war, in dieser Zeit zu leben, zu arbeiten und dem Schrecken jeden Tag gegenüber zu stehen. Ihn in jedem Knochen zu spüren. Angst fühlt man, wenn man von Zeile zu Zeile wandert. Und doch ist da die Hoffnung. Menschen die sinnbildlich dafür stehen und einstehen das Richtige zu tun. Hilde und Paul, Gruber, Rückert, Kupferschmidt und noch Andere. Sie lassen sich nicht einschüchtern.

In unserer Zeit sind wir angekommen. Demokratisch agierend. Doch es gibt sie noch, die Angst. Unterschwellig aber vorhanden.

Mein Fazit:
Ein großartig recherchierter Kriminalroman, der uns mitnimmt in die alte Zeit. Wir gehen durch Stuttgart, erleben, fühlen und entdecken unsere heutige Stadt neu. Blicken uns mit anderen Augen um. Lassen uns von Schauplätzen in dem Roman begleiten und stellen uns das Damals vor. Die Charaktere hatten Ecken und Kanten, waren Lebensecht. Ihr Tun und wirken lebensnah geschildert.
Ich kann es nur empfehlen, diesen Kriminalroman zu lesen.

[Rezension #672] „Textkonfetti“ von Rebecca-Lea Glauche

Meine Meinung:
„Textkonfetti“ schon den Namen fand ich wunderbar.
Die erste Geschichte hat so viel Harmonie in sich und doch ist jemand allein. Bis dieses kleine maunzen, das ändert. Dazu kommt noch eine Überraschungsbesuch, mit dem sie nicht gerechnet hat. Feinsinnig und weich.

In der zweiten Geschichte begegnen sich zwei Menschen, dessen Identität voreinander geheim bleibt. Sie tanzen einen wundervollen Tanz miteinander. Mit verschlungenem Blick.

Maximilian und Hanna. Eine Tat und ein Versprechen.

Ben ist plötzlich ein Arsch. Früher war er ihr Freund. Was nur ist geschehen? Zum Glück bekommt sie Hilfe.

Luna, die ihrem Herzen und dem Stern ihrer Träume folgt. Eine fantastisch-schöne Geschichte.

Mirran und Miroun. Ein Siegel das es zu brechen gilt. Ist das klug? Schrecklich traurig. Fühle den Verrat.

Ein heftiger Streit. Verletzende Worte. Eine Autofahrt. Harmonie?

Eine Liebe gefühlt, unausgesprochen. Sie haben sich verliebt und nichts gesagt.

Nach den Geschichten, bin ich sehr froh diese gelesen zu haben. Sie sind alle so unterschiedlich. Voller Harmonie, Liebe, Versprechen, Streit, Verrat und Worte die verletzen. Menschen die sich plötzlich anders verhalten. Aber auch Menschen die nicht den Mut haben, zu ihren Gefühlen zu stehen. Dann gibt es aber auch diesen Mensch der Verrat übt, für ein egoistisches Ziel.

Mein Fazit:
Die Autorin vermittelt in ihren Geschichten, die Hoffnung, die Liebe, die Träume Anderer. Sie lässt Worte, zu Taten werden. Findet den richtigen Klang für jeden Moment. Man möchte den Verräter zur Rechenschaft ziehen. Den ehemaligen Freund, auf den Boden schicken. Den kleinen Mann in die Tonne drücken. Sie setzt Emotionen frei. Danke für dieses „Textkonfetti“, aus denen ich gerade bei der ersten Geschichte, gerne eine Fortsetzung hätte.

[Rezension #671] „Ein Adventskalender aus dem Müll – oder Mattis chaotische Weihnachtszeit“ von P. R. Jung

Meine Meinung:
Matti findet einen Adventskalender. Aber nicht einen mit Schokolade, sondern einen mit Aufgaben. Einen bei dem man Dinge tun soll, die einem persönlich gut tun. Da Matti aber eher ein chaotischer Typ ist, geht natürlich nicht alles glatt.
Erst überschwemmt er das Bad, sucht sich das falsche Buch aus, dann gibt es nach der Erfüllung der nächsten Aufgabe Krabbelviecher in der Badewanne oder einen zerstörten Engel. Das bringt ihm seinen Nachbarn näher. „Er ist süß.“ Mal sehen was noch geschieht.

Eine schöne Idee, ein Adventskalender zu finden und dessen Aufgaben zu erfüllen. Es ist so leicht geschrieben, dass man wirklich jeden Tag, eine neue Geschichte lesen kann. Wenn man das vermag, denn ich konnte es nicht erwarten, von der nächsten Aufgabe zu lesen. Mit einigen Überraschungen wartet dieses Buch auf. Was schön ist, ist die vorsichtige Art wie die Zwei sich annähern.

Es gibt einige Kleinigkeiten die sich wiederholen, da aber jeden Tag eine Geschichte gelesen werden soll, fällt das kaum ins Gewicht.

Matti und Elias sind beide sympathisch. Matti ist chaotisch und introvertiert, Elias eher extrovertiert.

Berry und Jen runden das alles ab wer die Zwei sind, lest gerne selbst.

Mein Fazit:
Ein Adventskalender voller Aufgaben, die auch mal schief laufen. Es ist eine kleine Welt, in der die Geschichten spielen. Erst allein und traurig, gibt es jeden Tag Veränderungen. Matti probiert so viele Dinge aus. Auch Dinge die er als Kind, nie getan hatte. Weihnachten naht, ich hab es gern gelesen. Vielleicht sollte man die Aufgaben selbst machen.

[Rezension #670] „Verschnitt“ von Jennifer Hauff aus dem Mainbook Verlag

Meine Meinung:
Liane ist Krankenschwester. Ihr Bruder Lutz drogensüchtig. Die Eltern sind tot. Jeder leidet auf seine Weise. Auch Sara lebt nicht mehr. Was ist nur mit der kleinen Schwester, der Beiden passiert. Ihre Schreie, kann man förmlich spüren und hören.
Liane versucht mit allen legalen und ein paar fast illegaler Mittel, dem Arzt einen Strick zu drehen. Denn er ist, da ist sich Liane gewiss, an mehreren Todesfällen schuld. Was tun? Wie ihn überführen, ohne alles zu gefährden.
Ein heikles Unterfangen. Nur eine Freundin steht ihr zur Seite. Dann plötzlich tauchen immer wieder Gänseblümchen auf. Eigentlich wunderschöne Blumen, aus meiner Kindheitserinnerung, plötzlich empfindet man sie als bedrohlich.

Liane kommt mir etwas kühl rüber, sie lässt sich nicht in die Karten schauen und zeigt auch nicht wirklich Gefühle. Allerdings gibt es ab und an einen Hauch, bei dem man ihr wahres selbst ganz kurz zu Gesicht bekommt. Ich glaube es ist ein Selbstschutzmechanismus.

Immer mehr wird mir bewusst, was für Kämpfe sie innerlich mit sich auszutragen hat. Lutz ihr drogensüchtiger Bruder, Sara ihre tote Schwester. Ihre Kindheit und eine Schuld die sie auf sich geladen hat. All das nagt an ihr. Ich wäre schon längst daran zerbrochen.

Alice ist eine große Hilfe, aber auch ein Opfer. Sie will gutes tun, doch verständlicherweise ist ihr manchmal die Grenze die Liane übertritt zu viel.

Lutz ist seltsam. Weiß ihn nicht einzuschätzen. Warum nimmt er Drogen? Was hat die ganze Situation mit ihm gemacht. Er möchte gefühlt etwas ändern. Doch ist das nur Wunschdenken? Wohin soll er gehen, wohin gehört er. Irgendwie ist er ruhelos und haltlos aber auch verzweifelt.

Dr. Gelders ist ein aus dem Leim gegangener, selbstverliebter und von sich überzeugter Gott in weiß. Er ist aber in Wirklichkeit, nichts anderes als krank. Krank im Hirn. Wie kann so jemand überhaupt noch, ein einzelnes Pflaster aufkleben dürfen. Er gehört weg. Ihm der Prozess gemacht. Man sieht ihn förmlich zerfallen.

Schreibstil:
Die Autorin Jennifer Hauff, löst mit ihren Worten und Beschreibungen Gänsehaut aus. Auch Ekel, Unverständnis und den Drang dem Baby und den schutzlosen Kindern zu helfen. Man fühlt auch die Rache in sich aufsteigen. Man will nicht alles, als so gegeben hinnehmen. Auch in den  beängstigende Szenen, möchte man am liebsten davon laufen. Doch man bleibt dran. Nachdem ich das Buch beendet habe, dreht sich mein Kopf weiterhin um diese Geschichte.

Mein Fazit:
Das Lesen dieses Buches hat mich sehr aufgewühlt, mich berührt, mich wütend gemacht. Viele Emotionen freigesetzt. Es hat mich aber auch mit Fragen zurückgelassen, was ist damals wirklich passiert. Da dieses Buch, eine wahre Begebenheit als Hintergrund hat, ist es noch verstörender. Unmenschlich, wie mit kleinen Kindern umgegangen wird. Menschen entscheiden über das Leben anderer, die sich nicht wehren können.
Ein insgesamt sehr intensives Leseerlebnis.