[Literaturtage] Lesung mit Raphaela Edelbauer aus „Das flüssige Land“

Raphaela Edelbauer

„Das flüssige Land“

Ein informative Lesung.

Hier ein paar Impressionen, vor der Lesung:

Herr Weigand begrüßte mich freundlich.

Was für eine Ehre, das er sich noch an mich erinnert.

Wir unterhielten uns kurz, über die Veranstaltung mit Jo Lendle, einige Tage zuvor.

Als ich in den Saal komme, verschlägt es mir fast den Atem. Er ist gigantisch. Im Nebenraum wird Sekt angeboten. Die Decke ist mit Stuck und Gold verziert. Figuren schauen von den Säulen herunter, andere tragen sie. Die Geräuschkulisse ist hoch. Noch eine Viertelstunde bis die Lesung beginnt. Ich bin so gespannt was uns erwartet. Eine Leinwand ist aufgebaut. Holztisch, ein Stuhl mit Patchworkmuster, eine orangene Lampe bringt Licht ins dunkel. Eine Flasche Wasser steht bereit, wie auch das Buch aus dem sie lesen wird.

Wirklich wunderbar, das dass Schloß für Veranstaltungen genutzt wird. Literatur in diesen Räumen zu präsentieren, ist eine würdiger Rahmen. 

Hier an diesem Ort sollte sich nun, der Kreis aus großartigen Veranstaltungen und Lesungen aller Art schließen.

Erfreut sehe ich das auch der Journalist, von der „Heilbronner Stimme“ in den Raum tritt. Ich kenne ihn von dem Abend mit Jo Lendle. Er legt seine Jacke ab und kommt rüber um mich zu begrüßen. Fühle mich geehrt.

Plötzlich wird es still. Markus Hassler und Stefan Weigand treten nach vorne und beginnen die außergewöhnliche Autorin Raphaela Edelbauer vorzustellen. Diese hat es sich auf dem Stuhl bequem gemacht.

Wer ist also Raphaela Edelbauer?

Sie wurde 1990 in Wien geboren. Besuchte ein Sportgymnasium, hernach studierte sie an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2012 begann sie ein Studium der Philosophie an der Universität Wien. Ihre Mutter ist Journalistin und ihr Vater Philosoph und Schriftsteller. Sie interessiert sich für Zeitgenössische Geschichte.

Ihr Roman Das flüssige Land gelangte im August 2019 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises und im Oktober sowie November 2019 auf Platz drei der ORF-Bestenliste.

Als allererstes fragte sie uns nach einem Selfie. Ich musste schmunzeln. Verdrehte Welt.

Sie beginnt aus dem Buch vorzulesen.

Ruths Eltern sterben, jedoch ist es wirklich ein Unfall? Was steckt dahinter? Wie verkraftet man das? Doch Groß Einland gibt es nicht. Wo bitte soll das sein? Ein Loch auf dem Land soll gefüllt werden. Ruth soll dafür ein Füllmittel finden. Ruth trägt schwarz. Sie ist gebürtig. Der Gemeinderat bildet die alte Ordnung. Sie zählt das Essen auf. Sehr angenehm: Kulinarisches.

Insgesamt ist mein Ersteindruck, ein sehr literarischer. Nicht einfach zu lesen und zu verstehen. Aber ist es eventuell so gewollt? Da man hinter die Geschichte blicken soll. Hinter das was war.

Wie geht es weiter:

Man will einen Supermarkt auf das Loch bauen, doch die alte Ordnung ist dagegen. Die Kunstaktion ist beschlossene Sache. Vom Bergwerk kommt das Loch. Traktor wird verschluckt. Die Absenkung muss gestoppt werden. Nur wie? Wassersole. Auswaschungen. Hauptschacht zuerst füllen oder stützen. Absenkung wird zum Aktionismus. Öffentlichkeitswirksam Füllmittel einspritzen. Großausstellung. 20 Monate Zeit. Blasmusik. Sehr subtil.

Ruth trifft im Dorf auf kollektives Schweigen. Beweise werden vernichtet, sobald sie das Füllmittel einfließen lässt. Sie kommt in eine Zwickmühle. Macht sie sich damit nicht selbst schuldig?

Hintergrund:

Projekt Untergrund. Unschuldige Natur. Seegrotte soll Außenstelle des KZ Mauthausen gewesen sein. Beerdigt in der Grotte. Benzininjektion wenige Minuten. Lebendig begraben. Körper winden sich.1997 Menschen tot von 2000.

Mord: schwarzes Loch ist das Nichts. „Melk“ und „Attnang-Puchheim“. Historische Quellen. Das ein Traktor verschluckt wurde stimmt, ohne den Bauer. Seegrotte ist seit Veröffentlichung geschlossen.

Weiterer Abschnitt:

Von Raubbau ist die Rede. Mesmerisierend. Alle wollen das Loch schließen.

Sehr ausgeklügelte Geschichte. Recherche und Ausbau sehr intensiv. Feiner Humor, trotz der Grundlage ernster Hintergründe. Sie animiert Jugendliche nachzuforschen. Versucht aufzuklären. Es verändert den Blickwinkel, je nachdem aus welcher Richtung die Geschichte über wahre Begebenheiten kommen.

Raphaela Edelbauer verrät uns noch, das sie erst einen Kaffee braucht, danach 8 Stunden in ihrem Beruf oder wie sie es nennt, Berufung, verbringt. Von 9 – 17 Uhr. Außerdem interessiert sie sich für Gedächtnistraining. Im Zug literarisch zu schreiben sei sehr schwierig, findet sie. 

Tosender Beifall.

Anmerkung: Immer wieder zeigt sie auf der Leinwand: Karten, Begebenheiten, Fotos oder Videos. Was die Lesung sehr unterstützt und die Geschichte begreiflich gemacht hat.(siehe Fotos).

Abschließend möchte ich sagen, das man sich für dieses Buch und die wahre Geschichte dahinter Zeit nehmen sollte. Es war ein ungewöhnlicher Abend.

Hier ein paar Impressionen, von der Lesung:

Mit freundlicher Genehmigung von Stefan Weigand.