[Rezension] „Erich Wyss übt den freien Fall“ von Tim Krohn

„Erich Wyss übt den freien Fall“

Inhaltsangabe:

»Lesegenuss pur … Aufhören kommt nicht in Frage.« SRF Kultur über Herr Brechbühl sucht eine Katze.
Alltagsprobleme, die Folgen von 9/11 und letzte Dinge – für 11 Bewohner eines Zürcher Mietshauses geht es diesmal an die Existenz.
Es ist heiß in der Stadt im Sommer 2001. Der Besuch von Efgenia Costas Familie sorgt für viel Fischgeruch, Trubel und Ärger im Treppenhaus. Doch dann wird es wirklich ernst: Ein plötzlicher Todesfall und die Nachricht vom Anschlag auf das World Trade Center haben für die 11 Bewohnerinnen und Bewohner eines Zürcher Mietshauses überraschende Folgen: Die Schauspielerin Selina May erfährt, dass ihr Filmprojekt vertagt wird, Julia gehen Aufträge verloren, Pit macht wieder Musik. Moritz reist nicht wie geplant nach New York, dafür Hubert Brechbühl spontan nach Istanbul.
Tim Krohn führt mit diesem Band seine groß angelegte literarische Erkundung aller Gefühle, Charakterzüge und Abgründe des Menschen fort. Klug, sensibel und bisweilen auch schalkhaft ordnet er 68 »menschliche Regungen« den verschiedenen Figuren zu. So lässt er bei Selinas Filmproben drei Vorstellungen von »Perfektionismus« aufeinanderprallen, bringt die sehr ungleichen Frauen Efgenia Costa und Julia Sommer in doppelsinniger »Leselust« zusammen und schickt den 81-jahrigen Erich Wyss auf eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt durch »Transvestitismus«, »Mordlust«, »Sehnsucht« und »Schelmerei«.
Tim Krohns liebenswerte, ganz normal verschrobene Haus-WG-Bewohner wachsen dem Leser mit diesem Band noch mehr ans Herz. Und da Krohn das Kunststück gelingt, die Geschichten gerade ausreichend offenzuhalten, bleibt die Spannung bis zum Ende – und darüber hinaus.

[Quelle: amazon]

Meine Meinung:

Paul Lutz, der neue Hauswart kommt, aber nicht in seine Wohnung. Da wohnt die Familie von Adamo und Efgenia. Ich persönlich würde sicher anders reagieren, wenn meine Wohnung voller Menschen ist, die da ganz sicher nichts zu suchen haben. Als Hauswart erst recht. Er macht sich einen Plan und zeigt dass er den Job gut machen will. Er stellt sich bei seinen Nachbarn vor. Frau May nennt ihn Herrn Paul. Sie ist Schauspielerin und flickt einen Rock. Er stellt sich noch bei Herr Wyss vor und bei Herrn Brechbühl. Herr Wyss ist gleich sauer und sagt die Costas haben zuviel Schuhe im Flur. Er müsste sich drum kümmern, dieses Haus würde eine harte Hand brauchen. Ansonsten würde er fliegen. Paul möchte von Herrn Wyss die Tuba lernen. Dieser jedoch reagiert nicht darauf. Komische Wohneinheiten in Ungarn. Verrückt. Erich hat sich übernommen, finde ich. Er hätte mit Gerda reden sollen. Pit und Petzi haben Probleme. Sie sind zu unterschiedlich. Beim Lernen und auch sonst. Sie sollten sich trennen. Mona will zu Moritz, der ist verreist. Leider. Kann Petzi helfen? Sie kann. Paul bekommt Ärger wegen der Föhre. Bekommt außerdem einen komischen Auftrag von der Genossenschaft. Hubert und Edith-Samyra sind in den Bergen. Warum das? Seltsam diese Edith. In Trauer und doch gut aufgelegt. Insgesamt geht es aber in diesem Buch hauptsächlich um Herrn Wyss.

Paul war mir sympathisch, geht aber zu schnell wieder, denn er ist ein ehrlicher Mensch. Auch wenn er etwas zu weich ist. Erich Wyss hingegen ist ein zu gutgläubiger Zeitgenosse. Seine Frau eher ein klarsehende Frau, aber doch auch ängstlich im Wesen. Respekt habe ich vor der Art, wie Erich Wyss mit seinem Sohn umgeht. Denn schlussendlich macht er es am Ende richtig.

Tiefer als in Band 1, taucht man in die Hausgemeinschaft ein. In die Ängste und Sorgen der Bewohner. Eine Hausbewohnerin stirbt, was mich persönlich sehr traf. Es war als ob ein besonderer Geist des Hauses geht und etwas mit sich nimmt. Es tat fürchterlich weh, Tränen flossen. Manches änderte sich und anderes blieb doch gleich. Der Anschlag vom 11. September überschattet das Zusammenleben. Einige beschäftigt es sehr, andere nehmen es am Rande wahr. Geschockt waren wohl alle, egal ob in der fiktiven, als auch in der wirklichen Welt.

Schreibstil:

Bildhaft beschreibt und erzählt Tim Krohn, die Geschichten der Menschen in der Röntgenstraße. Man möchte eigentlich nicht aufhören zu lesen, um mehr zu erfahren, mehr von diesen so sympathischen, quirligen, verrückten und seltsamen Charakteren.

Ich freue mich schon jetzt auf Band 3.

Herzlichen Dank an den „Galiani Verlag Berlin“ für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Mein Fazit:

Erich Wyss und Pläne,

die besser auf Eis gelegt werden sollten.

Ein Verlust der mich sehr traf.

Alles überschattet vom Anschlag am 11. September 2001.

 

Dafür vergebe ich heute:

4 von 5

ISBN: 9783869711515 

Seiten: 496

Verlag: Galiani Verlag Berlin