[Stuttgarter Buchwochen] „Die Stuttgarter Bücherrunde“

„Die Stuttgarter Bücherrunde“ mit Beate Hiller (mitte) vom „Buch im Süden“, Thomas Koch (rechts) von „Fliegende Bücher“ und Wolfgang Tischer (links) von „literaturcafe.de“.

Es ging um diese Bücher:

Birgit Poppe „Die Frau am Fenster“ aus dem Gmeiner Verlag

Dresden 1818. Caroline Bommer ist 24 Jahre alt, als sie den 20 Jahre älteren Caspar David Friedrich heiratet. Sie kennt den Maler bereits seit ihrer Kindheit, er war ein Freund der Familie, den sie stets bewundert hat. „Line“, wie Friedrich seine junge Frau zärtlich nennt, verändert das Leben des Junggesellen sehr, was auch Auswirkungen auf seine Kunst hat. Doch nach dem glücklichen Beginn ihrer Ehe, der für sie aufregenden Hochzeitsreise mit Besuch der Kreidefelsen auf Rügen und der Geburt ihrer Kinder, durchlebt Caroline auch leidvolle Zeiten.

Meinungen der Anwesenden:

Indira Begovic (krankheitsbedingt abwesend) ist  persönlich berührt. Identifiziert sich stark mit Caroline. Die mit einem weitaus älteren Mann verheiratet ist. Man lernt nicht nur den Künstler Caspar David Friedrich, sondern auch Caroline als starke Frau kennen. Ein beschauliches Buch.

Der Mann ist ein Stinkstiefel, den Frau und Kind nicht interessiert, wirft jemand ein.

Birgit Poppe ist eine Kunsthistorikerin und schreibt Sachbücher. Was man merkt, meint Frau Hiller.

Sich dem Mann zu unterwerfen, war Alltag. Es gibt Einblicke in das Leben. Ein unglückliches Ende inklusive.

Herr Tischer meint, dass er sich sprachlich nicht mitgenommen fühlt. Gefühle sind zu linear, werden behauptet. Nicht aber vom Leser gefühlt. Sehr behäbig geschrieben.

Nora Bossong „Reichskanzlerplatz“ aus dem Suhrkamp Verlag

»Ein furchtloser Roman über Mittäterschaft und darüber, wie aus dem kleinen Bösen das große Böse wächst. Kann man denn über das ›Dritte Reich‹ erzählen? Die Frage wird oft gestellt, nicht zu Unrecht. Nora Bossong beantwortet sie mit diesem großartigen Buch, indem sie es tut – vielschichtig, besonnen und erbarmungslos.« Daniel Kehlmann

Als Hans die junge und schöne Stiefmutter seines Schulfreunds Hellmut Quandt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Rolle Magda in seinem Leben spielen wird, für ihn persönlich, aber auch Jahre später als fanatische Nationalsozialistin und Vorzeigemutter des »Dritten Reichs«. Noch ist die Weimarer Republik im Aufbruch und Hans so heftig wie hoffnungslos in Hellmut verliebt. Doch nach einem Unglücksfall beginnen Hans und Magda eine Affäre, von der sie sich Trost und Vorteile versprechen: Sie will aus ihrer Ehe ausbrechen, er seine Homosexualität verbergen. Erst als Magda Joseph Goebbels kennenlernt und der NSDAP beitritt, kommt es zwischen Hans und ihr zum Bruch. Während Magda mit ihren Kindern bald in der Wochenschau auftritt, gerät Hans zunehmend in Gefahr. Ein Roman, der über zwanzig Jahre den Weg zweier Menschen und eines Landes erzählt, der nicht unausweichlich war.

Nora Bossong zeichnet in ihrem neuen Roman das intensive Porträt der Frau, die Magda Goebbels wurde, und ihres jungen Liebhabers. Zwei Menschen in der Maschinerie der historischen Ereignisse, unterschiedlich verstrickt, unterschiedlich schuldig geworden. Auch an sich selbst.

Meinungen der Anwesenden:

Weiter geht’s mit dem Buch „Reichskanzlerplatz“ von Nora Bossong vorgestellt von Beate Hiller.
Aus Magda Quandt wird Magda Göbbels. Aus der Distanz wird erzählt. Hans hat  homosexuelle Tendenzen. Er ist ein  Mitläufer. Wird ins Grenzgebiet geschickt. Das Buch wurde schon kontrovers diskutiert.


Herr Tischer ist entsetzt. Unverständlich und unheilvoll findet er das Buch. Er versteht auch nicht, dass die Autorin es nötig hat. Sie erfindet eine Figur. Komponiert, ausgedacht.


Thomas Koch sagt, es ist ein fabelhaftes Buch, leicht queer. Aber die Geschichte kriecht in die Köpfe rein, das es schon unheimlich ist.

Jessica Lind „Kleine Monster“ aus dem Hanser Verlag Berlin

Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024
Ein soghafter Roman über die zerstörerische Kraft des Ungesagten. »Einzigartig und nervenzerfetzend.« Doris Knecht

Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.

Meinungen der Anwesenden:

Das Buch ist der Nachfolger von „Mama“. Vorgestellt wird das Buch von Herrn Tischer.
Es geht um Kinder, Eltern sein, Eltern werden.
In der Schule ist was vorgefallen. Die Mutter nimmt ihn daraufhin, aus der Schule. Wird aus der Whatsapp-Gruppe geworfen.
Was ist da passiert? Es gibt einen gewissen Sog, man will es wissen.
Da stellt sich die Frage, was vererben wir an die Kinder.


Herr Koch fand das Buch fabelhaft. Gleicht die Geschichte, mit seiner eigenen Vita ab. Er hat eine Adoptivschwester.


Frau Hiller meint dazu, Pia ist überzeichnet. Ab wann wird einem, das eigene Kind unheimlich? Die Frage stellt man sich unweigerlich.

Julie von Kessel „Die andern sind das weite Meer“ aus dem Eisele Verlag

„Leichtfüßig und unterhaltsam geschrieben. Ein abwechslungsreicher, berührender, aber auch aufbauender Roman über Familie, Zusammenhalt und Verantwortung.“ WDR2 Lesen

In ihrem neuen Roman erzählt Julie von Kessel von einer modernen Familie, in der jeder allein in seiner Krise steckt und niemand in der Lage ist, die Verantwortung für den anderen zu übernehmen. Bis ein Ereignis die Kinder zwingt, endlich erwachsen zu werden.

Familie Cramer droht die Zerreißprobe. Dabei waren sie einst eine Vorzeigefamilie. Ein erfolgreicher Diplomatenvater mit einer schönen Frau und drei wohlgeratenen Kindern. Erst Jahrzehnte später, Mutter Maria ist längst gestorben und die Kinder erwachsen, zeigen sich die Risse im Familienfundament. Und als der Patriarch in eine Demenz schlittert, drohen aus den Rissen einstürzende Wände zu werden.

Luka ist als Fernsehreporterin kaum je zu Hause, Tom mit der Leitung seiner psychiatrischen Klinik beschäftigt, und Elena steigert sich in ihre Jugendliebe hinein, weil sie vor einer unangenehmen Wahrheit die Augen verschließt.

In dem Glauben, von den anderen nicht verstanden zu werden, trägt jeder sein eigenes Päckchen – bis der Vater spurlos verschwindet.  

Meinungen der Anwesenden:
Thomas Koch hat das Buch von Juli von Kessel mitgebracht. „Die andern sind das weite Meer“ aus dem Eisele Verlag. Im Urlaub auf Sylt war er in der „Badebuchhandlung“ Die heißt wirklich so.
Vater Hans ist dement. Drei Kinder hat er.  Zwei Mädchen. Ein Junge. Der Junge ist schwul, ein Mädchen hat Erfolg, ein Mädchen nicht so. Jedes Kind ist mit seinem Selbst beschäftigt.
Herr Koch hat recherchiert und nachgefragt, ob das wirklich so war und das stimmt, so wie es beschrieben ist.

Frau Hiller sagt es sei zu vorhersehbar. Es hat sie nicht berührt, war ihr zu wenig.


Wolfgang Tischer sagt das Cover ist nicht schön, auch nicht inspirierend. Der Titel ist nicht so ansprechend. Jeder hat einen Tod zu verantworten.

Natürlich gab es auch noch Weihnachtstipps:

Gotelli/Richter/Trigg „XMAS – Das Weihnachtsbuch“ aus dem Midas Verlag

Sally Rooney „Intermezzo“ aus dem Claassen Verlag

Annette Kehnel „Die sieben Todsünden“ aus dem Rowohlt Verlag

Judith W. Taschler „Nur nachts ist es hell“ aus dem Zsolnay Verlag

Es waren Bücher dabei, die ich wahrscheinlich nie wahrgenommen hätte ohne diese Veranstaltung. Danke dafür.

Adresse:

Haus der Wirtschaft

Willi-Bleicher-Str. 19

70174 Stuttgart

Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Öffnungszeiten:
Mo – So:  11.00 – 19.30 Uhr

Tageskarte:
regulär 3 €
ermäßigt 1,50 €

Dauerkarte:
regulär 8 €
ermäßigt 4 €


Kinder bis einschließlich 14 Jahren und Schulklassen haben generell freien Eintritt.

Ermäßigung beim Eintritt in die Ausstellung erhalten: Schüler*innen, Student*innen, Rentner*innen, Menschen mit Einschränkungen und Inhaber*innen der Bonuscard.

[Literaturtage] Amüsanter Abend mit Jo Lendle in der „Tanzschule Siegel“

Jo Lendle

Über das Büchermachen und andere Katastrophen

Ein unvergesslicher Abend.

Bevor ich mich zum Veranstaltungsort aufmachte, blieb mir noch Zeit durch Öhringen zu schlendern. Wirklich ein schönes Städtchen. Selbst bei Regen.

Ein Abstecher zur durfte natürlich nicht fehlen. Leider war sie, natürlich an diesem Feiertag, geschlossen. Vielleicht komme ich ein anderes Mal wieder, um zu stöbern.


Hier ein paar Impressionen:


Um 18.45 Uhr war Einlass. Die Tanzschule Siegel war Ort des Geschehens.
Der Saal im oberen Stockwerk, füllte sich zusehends.

Zwei Stunden lauschten wir Jo Lendle. Seinen Ausführungen, über den Alltag in einem Verlag. Über die Wege, die ein Buch nimmt.

Für Presse wurde reserviert. Das fand ich schön. Für andere mag das normal sein, für mich war es etwas Besonderes.

Es dauert eine ganze Zeit, bis sich alle Sitzplätze besetzt waren. 110 Personen hatten ihre Reservierung abgegeben und noch mehr als diese angekündigten, waren gekommen.

Alle gut gelaunt.

Stimmengewirr.

Meinen Block und Stift gezückt, begann ich sogleich zu notieren.

Erwartungsvoll blickten wir auf den Eingang.

Nachdem sich die zwei Herren gesetzt haben,

leitet Musik den Abend ein.


Wirklich schöne Lieder, die später durch eine tiefe,

soulige Stimme noch aufgewertet wurde und bezauberte.


Stefan Weigand führte durch das Programm, hatte augenscheinlich Spaß am Ganzen und stellte einige sehr informative Fragen. Zuerst aber stellte er Jo Lendle vor.

Wer ist Jo Lendle?
Mein persönlicher Eindruck: Ein charismatischer, humorvoller Mann mit viel Verständnis für gute Literatur.

Herr Weigand hatte natürlich genauere Informationen.

Mit einem Münchner Kennzeichen fährt er durch die Gegend, ist aber mit dem Hohenloh´schen sehr verbunden. Durch die Familie seiner Frau. Sogar der Veranstaltungsort die Tanzschule Siegel ist bei vielen der Familienmitglieder, durch genommenen Tanzstunden bekannt.

Herr Weigand spricht vom Wikipedia Style, in dem man Herrn Lendle vorstellen müsste.
In Osnabrück 1968 geboren.
Aufgewachsen in Göttingen.
Studium der Literatur & Philosophie.
Veröffentlichte „Unter Mardern“ 1999.
Er war einer der Verantwortlichen beim Aufbau des Dumont Verlags.
Seit 2014 ist er Verleger beim Carl Hanser Verlag.
Außerdem, so empfindet es Herr Weigand, ist er ein begnadeter Schreiber.

Immer wieder wurden Texte eingelesen von Markus Hassler. Anekdoten aus dem Leben von Herr Lendle.

Text 1: Reader und Portmonee sind fort. Die Geschichte hat dieser Taxifahrer sicher schon oft gehört. Doch scheinbar glaubhaft vorgetragen. Später bekam er sein Geld zugeschickt.

Jo Lendle sagte über die Literatur: „Literatur ist eine soziale Sache, nicht still. Der Kultureller Kit der Gesellschaft.“ (Persönlich erinnere ich mich an die Minnesänger im Mittelalter.)
Weiter berichtete er, von seiner Abneigung in der Jugend, gegen die Stücke von Johann Sebastian Bach. Vorgespielt von den Eltern, bis er es nicht mehr hören konnte. Aber er kam wieder zurück zu dessen Kompositionen. Er findet sie einfach zu gut.

Herr Weigand spricht von Punks.

War Herr Lendle auch mal in der Punkszene unterwegs?

In Göttingen, der Stadt in der er aufwuchs, gab es viele besetzte Häuser, erzählt er daraufhin, auch von Punks. Er war aber nie ein Punk. Das Tragen einer Nadel durch die Nase (angesägt, die Nadel nicht die Nase), war der einzige Ausbruch in diese Richtung. Mehr Punk war nicht. Viel ist nicht davon übrig, erklärte er und man kann ein wenig Bedauern heraushören. Nun schreiben 3 alt gewordene Autoren, aus dieser Zeit darüber. 300 Seiten die im nächsten Jahr veröffentlicht werden.


Auf die Frage von Herrn Weigand, warum nicht gleich nach dem Mauerfall ein Buch herauskam, jeder hatte doch darauf gewartet, meint Herr Lendle: Zeitdokumentation sei Literatur. Es dauert einfach, jeder wartete erst mal ab. 10 Jahre später folgte dann das erste Buch. Literatur ist günstig, erklärt er weiter. Stift und Papier genügen.

Über die Förderung der zukünftigen Projekte von Autoren, stellt man sich beim Verlag immer die Frage: was ist es wert gefördert zu werden? Er selbst mag keine Zeitreise. Fußläufig. Langsam, ginge er auf die Zukunft zu.

Herr Lendle lacht gerne mit uns und über sich. Offen und ehrlich beantwortet er die Fragen von Herr Weigand, der selbst ein sehr angenehmer und freundlicher Mensch zu sein scheint.


Musik beendet den ersten Teil des Abends.

 

Jo Lendle signierte mir freundlicherweise, mein Exemplar von „Alles Land“.

Was machen Verlage? Was bedeutet verlegen?
„Diebe“ – Text wird gelesen von Markus Hassler.

Viel gestohlen wurde ihm nicht, berichtet er. Im Text geht es erst um ein Fahrrad, dann um die Klingel. Diese Wendung ist sehr interessant.

Der Flaneur der Prosa. Es geht um Kleinigkeiten. Aus Friedrich Hebbels Lyrik kann sich jeder etwas ziehen, findet Herr Lendle.

Herr Weigand erzählt von einem kleinen Unfall, das sein Buch von Michel Houellebecq – Elementarteilchen gehabt hat. Er hat es dabei und zeigt es uns.

(Ich habe mir nach dieser Geschichte, das Buch besorgt.)

Danach fragt Herr Weigand, ab wie vielen Büchern man es eine Bibliothek sei.
Ab 3 Bücher, erwidert Herr Lendle.
Großes Gelächter.

(Ich denke wir alle haben mehr als 3 Bücher zu Hause.)

Bei Autos? Ab 3 einen Fuhrpark.
Ab 4 Rudel, grinst Herr Lendle.
Ab 5 Meute.
Es geht augenscheinlich, um die Anzahl der Familienmitglieder von Herrn Weigand.
Das Gelächter hört gar nicht mehr auf.


Auf den Bericht von Stefan Weigand, erzählt Herr Lendle eine Anekdote zu den Transportmitteln in München.
Mit Koffer – viel zu spät zum Hauptbahnhof München sei er mit einem Motorroller, Helm in der Box. unterwegs gewesen.
Die Polizei hält ihn an. „Fahren sie rechts ran. Was haben wir denn da?“

„Wissen sie warum wir sie angehalten haben?“

„Weil ich ohne Helm unterwegs bin?“

Box mit Helm ist vorhanden. Jedoch als er diese Box öffnet,

ist zu sehen das der Helm in Bier schwimmt. 

Die Polizisten rangen mit sich und mit den Worten.

„Dann lassen wir sie mal ziehen.“

Wir lachen schallend.

Stefan Weigand sagt das der Carl Hanser Verlag die Creme de la Creme unter den Verlagen ist.

Mein Eindruck: Was ich bisher gehört habe, muss ich dem unumwunden zustimmen. Diese Literatur des tiefsinnigen und des außergewöhnlichen, werde ich bald selbst erkunden. Denn der Abend hat mich doch sehr neugierig gemacht.

Eine Anekdote über einen Mitarbeiter, der zuständig ist für die Nachauflagendisposition. Jeden Morgen haben sie sich getroffen. Seine Einteilung war etwas ungewöhnlich. Nobelpreis oder kein Nobelpreis. Im Verlag haben sie früh angefangen, auf die richtigen Autoren zu setzen, auch mal unbekannte.
2 mal je Woche ging es ums Lektorat.
2 – 3 neue Autoren werden jedes Jahr aufgenommen.
Subjektiv wird geschaut, was geht oder passt.

Jo Lendle lauscht dem eingelesenen Text.

Über Saša Stanišić sagt Jo Lendle. Er war irre genug / begnadet genug. Seine Ausdrucksformen überraschten.
Das fand er bei einer Schreibwerkstatt heraus.
„Ich mache Bücher die ich machen möchte“, sagt Jo Lendle.
Ein Buch von Dorothée Kreusch-Jacob im nächsten Herbst, erwähnt er bei dieser Gelegenheit.

Was kann man tun bei Schreibkrisen wird Herr Lendle von Herrn Weigand gefragt.
Jeder ist da eigen. Im Stil und in der Art welche Begleitung er oder sie braucht.
Thomas Mann hat jeden Morgen geschrieben.
Es gibt Quartalsschreiber, stille Schreiber und Menschen die nach nur 2 Seiten ein Schulterklopfen brauchen.
Die Begleitung sollte auf den Menschen abgestimmt sein.
Er verrät außerdem, das Autoren Rezensionen lesen. Was wenig produktiv ist.
Jo Lendle warnt seine Autoren sogar, vor schlechten Berichten.

Er nimmt das Buch von Heather Christle zur Hand. Es heißt „Weinen“.

Er lädt alle ein, im Pop-up Laden während der „Woche der Tränen“ 7. – 11. November 2019 in München vorbeizuschauen.
Bücher bei denen man heult. Jeder wählt aus. Bilder/ Skulpturen die betrüblichen Emotionen auslösen. Lyrikabend, traurige Texte. Danach Sad Disco.

Mit freundlicher Genehmigung vom Carl Hanser Verlag


Inhalt: Was verbindet die wichtigsten Momente unseres Lebens? – So originell und berührend hat noch niemand über das Weinen geschrieben.

Was verbindet die wichtigsten Momente unseres Lebens? – So originell und berührend hat noch niemand über das Weinen geschrieben.
Kaum eine emotionale Regung ist so eng mit den intensivsten Momenten unseres Lebens verknüpft wie das Weinen. Das Weinen lässt uns die Kontrolle verlieren, es rührt und verstört uns, es erleichtert, macht angreifbar und kann der schönste Anblick der Welt sein. Heather Christle begibt sich in ihrem außergewöhnlichen Essay auf seine Spur. Voll poetischer Kraft, schonungslos und verletzlich schreibt sie über den Tod ihres besten Freundes und die Geburt ihres Kindes, über Schmerz und Nähe, über Alltägliches und Existenzielles, eigene und fremde Tränen. In kurzen, klangvollen Texten entsteht so eine Kulturgeschichte des Weinens – klug, hinreißend und voller überraschender Einsichten.

Sie suchen im Verlag immer „Das besondere Buch“. Es gibt uns die Möglichkeit das gehörte Revue passieren lassen, während sie darüber sprechen.
Er arbeitet im Verlag, gleichzeitig als Verleger, Lektor außerdem Autor in verschiedenen Verlagen.

Wie sehen seine Schreibtage aus?

Diese Frage interessiert mich immer brennend.

Er schreibt morgens. „Wenn der Zweifel noch schläft“.
Wichtig ist das jeder einzelne Satz auch anders sein könnte. „Ist das jetzt fertig?“, fragt er sich. Erster Moment und letzter Moment, ist bald klar. Nur was kommt dazwischen. Wohin führt die Situation.


Bücher machen:
Auch ein schönes Buch.

Gebrauchsanweisung gegen Traurigkeit von Eva Eland

Mit freundlicher Genehmigung vom Carl Hanser Verlag

Inhalt: Für alle, die traurig sind. Eine Aufmunterung für Kinder und Erwachsene – einfühlsam illustriert von Eva Eland
Manchmal kommt Traurigkeit ganz unerwartet und lässt einen nicht mehr los. Dann ist es gut, keine Angst vor ihr zu haben! Am besten gibt man ihr einen Namen, hört ihr zu und verbringt etwas Zeit mit ihr. Vielleicht will sie einfach nur wissen, dass sie willkommen ist. Vielleicht braucht sie nur ein bisschen frische Luft, etwas Musik und heißen Kakao. Vielleicht will sie sich einfach nur neben einen Freund schlafen legen. Und wenn man aufwacht, ist sie weg. – Ein hilfreiches Geschenk- und originelles Bilderbuch für alle, die traurig sind und etwas Aufmunterung brauchen. Überraschend und einfühlsam illustriert von Eva Eland.

Spielen Algorithmen eine Rolle?
Programmentscheidung nicht an Algorithmen angelehnt. Das würde nicht funktionieren.

Seine Buchempfehlungen:

Auf Erden sind wir kurz grandios von Ocean Vuong

Mit freundlicher Genehmigung vom Carl Hanser Verlag


Inhalt: „Lass mich von vorn anfangen. Ma …“ Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird. Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Schizophrenie der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Vuong schreibt mit alles durchdringender Klarheit von einem Leben, in dem Gewalt und Zartheit aufeinanderprallen. Das kraftvollste Debüt der letzten Jahre, geschrieben in einer Sprache von grandioser Schönheit.

Der Gesang der Flußkrebse von
Delia Owens

Mit freundlicher Genehmigung vom Carl Hanser Verlag


Inhalt: Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert.” The New York Times. Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

Mehrere Texte werden eingelesen. Jo Lendle ist gefordert. Wer hat es geschrieben, Klassiker oder Moderne?

  • Zu viele Adjektive sind ein No Go. Große Autoren jedoch z.B. Thomas Mann nutzten sie sehr wohl. Erkannt hat Jo Lendle ihn nicht. Herrlich amüsant. „Thomas Mann ist geschwätzig“, ist seine Aussage.
  • Pathetisch sagt er zum Text von The Sick Bag Song von Nick Cave.
  • Marcel Proust kann Momente erzählen, ihn zu lesen hilft dabei es zu lernen.
  • Klassiker alte Sprache – Rezeption sind die Einschätzungen von Herr Lendle. Heraus kommt Schillers Heimatjahre von Hermann Kurz.


Fragerunde:
Wieviel Lektoren gibt es beim Carl Hanser Verlag?

16 Lektoren. Sie sind nicht total anderer Meinung. Es wird diskutiert. Glauben an das was bleibt. Wenn alle es mögen, wirkt es anders auf das ganze Team. Literatur muss vermittelt werden. Von Leuten die in der Welt stehen.

Nach welchen Kriterien, werden die Manuskripte ausgewählt?

Kriterien gibt es nicht. Auch eine Checkliste nicht. Der Austausch ist immens wichtig. Junge Testleser für Cover und erste Meinung im Kinder und Jugenbuchbereich. Metatexte werden eingesetzt. Ab 13 wird es anders, viele lesen dann nicht mehr, aber sie kommen zurück wie auch er zu J.S. Bach.

Herr Lendle liest zum Abschluss ein Gedicht aus Unter Mardern – „Und aus das Licht“.

Sein letzter Rat des Abends. Lest euren Kindern und Enkeln vor. Vorlesen ist die Einstiegsdroge und ihr seid die Dealer. Was für ein Schlusswort.

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Persönlich möchte ich noch eines erwähnen. Das Mikrofonproblem. Unvergesslich. Es gab kreischende Töne, hohe Töne, verstörende Rückkoppler. Wir amüsierten uns darüber, auch wenn das ein oder andere Wort verschluckt wurde. Aber nicht nur das machte diesen Abend zu etwas Unvergesslichem.

Es war vorallem die Zeit, die literaturbegeisterte Menschen in einem Raum verbrachten. Literatur ist wichtig und wie Jo Lendle, auch die Menschen dahinter.

Das geschriebene Wort, ist vielen eine willkommene Flucht aus dem Alltag. Eine Möglichkeit andere Menschen, durch deren Geschichten und Gedanken kennenzulernen. Große Literatur, Klassiker oder der Moderne, aber auch triviales für den einfachen Strandurlaub. Die Genre sind so verschieden wie wir Menschen.

Dieser Abend hat gezeigt, das Literatur uns alle verbindet.

Möge dies nie anders werden.

Wir hatten viel Spaß und zu lachen gab es eine ganze Menge,

was an drei Menschen lag.

Jo Lendle, Stefan Weigand und Markus Hassler.

Danke dafür.

Hier noch einige Impressionen des Abends:

 Danke für euer Interesse.